2008 Alfred Kubin & Carl Anton Reichel

Oberösterreichisches Volksblatt
28.10.2008

Oberösterreichische Nachrichten
1.11.2008

Kronen Zeitung
1.11.2008

Dr. Peter Assmann zur Ausstellung:
Als absolute Meistergraphiker des 20 Jahrhunderts sind sich Alfred Kubin und Carl Anton Reichel in vielen Aspekten ähnlich, aber dennoch auch völlig unterschiedlich:
Beide Künstlerpersönlichkeiten sind einander generationsmäßig verbunden, in ihrem besonderen Interesse an Phantastischem, an geheimnisvoll Merkwürdigem, an übergeordneten geistigen Kräften gibt es Parallelen, die auch im persönlichen Kontakt ausgetauscht worden sind. Während jedoch Alfred Kubins graphische Zwischenwelten, seine Bildkompositionen aus dem Traumreich zwischenzeitlich weltbekannt sind, ist das graphische Werk Carl Anton Reichels immer noch neu zu entdecken.
Kubin verbindet im expressiven Zugriff unterschiedliche literarische und bildnerische Traditionen mit Alltagswahrnehmungen; Carl Anton Reichel hingegen operiert mit Liniensystemen, die Fläche und Körper zu einem gemeinsamen Ereignis auf dem Blatt gestalten.
In ihren individuellen Bildschöpfungen stehen beide Künstler für Positionen einer „anderen“ Moderne, die heute interessanter denn je erscheinen.                                                                                               ( Dr. Peter Assmann )

ALFRED KUBIN
(Leitmeritz 1877 – 1959 Zwickledt)
1898/99 Studium der Kunst in München bei Schmidt-Reutte (private Malschule) und Nikolaus Gysis (Akademie) und Begegnung mit Max Klingers Radier-zyklus „Paraphrase über den Fund eines Handschuhs” die zu einem Schaffensrausch führt, der bis 1903 anhält
1901/02 erste Ausstellung im Kunst-Salon Cassirer, Berlin
1903 Weber-Mappe, Beginn der Freundschaft mit Herzmanovsky-Orlando, Tod der Braut Emmy Bayer
1904 Heirat mit Hedwig Gründler
1906 Übersiedlung nach Zwickledt
1911 Mitglied der Künstlergruppe „Blauer Reiter”, Beginn der Mitarbeit beim „Simplicissimus”- erste von über 350 Lithographien
ab 1922 werden der Bayerische und der Böhmerwald zur zweiten geistigen Heimat
1930 ordentl. Mitglied der Preußischen Akademie der Künste in Berlin
1937 Professor h.c.
1948 Tod Hedwig Kubins, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
1951 Österreichischer Staatspreis
20. August 1959 Tod in Zwickledt

CARL ANTON REICHEL
(Wels 1874 – 1944 Wien)
1894 Beginn des Medizinstudiums, Interesse für Psychologie, Kunst-geschichte und Indiologie
1900 Autodidaktische künstlerische Heranbildung als Graphiker. Es entstehen Reichels erste Radierungen.
1905 Heirat mit seiner ersten, aus russischer Adelsfamilie stammende Frau. Wohnt gemeinsam mit dem Schriftsteller Hermann Bahr auf Schloss Bürgelstein, Salzburg. Diverse Tätigkeiten und Beschäftigungen auch als Berater von z.B. Kronprinz Rupprecht von Bayern.
Freundschaft und Bekanntschaft mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur: Hermann Bahr, Hans Pfitzner, Arnold Schönberg, Gustav Festenberg und Alfred Kubin, der mehrere Radierungen Reichels besaß.
1917 Erwerb des Edelhofes in Micheldorf im Kremstal, den er bis 1924 behält. Reichel bildet dort den Mittelpunkt des regen geistigen, kulturellen und politischen Lebens.
1942 Heirat mit Burgschauspielerin Tony van Eyck
1944 Tod in Wien