ORF Oberösterreich Beitrag zur Ausstellung
Oberösterreichisches Volksblatt
18.10.2011
Text zur Ausstellungseröffnung von Mag.a Andrea Bina (Leitung Nordico Stadtmuseum Linz)
Ernst Reischenböck (1923 Linz – 1973 Luxemburg)
„Ich bin immer noch auf der Walz, weil ich nur schaffen kann, wenn ich fremd bin.“ (E.R.)
Der Künstler Ernst Reischenböck war ein Reisender. Hinaus in die Welt – aber er kehrte immer wieder zurück in seine Geburtsstadt Linz, wo er seine Ausbildung bei Paul Ikrath an der Kunstgewerbeschule als Gebrauchsgraphiker erhielt. Hinaus in die Welt – zuerst mit der Bahn und dann mit seinem VW Käfer, dieser war sein fahrendes Atelier. Oftmals verweilte er für einen längeren Zeitraum in Klöstern. Seine Reisen führten ihn ab 1952 über die Schweiz in den Süden: von Italien nach Frankreich, Spanien, Portugal bis in das nordafrikanische Marokko. Aber auch die nördlichen Grenzen wurden von ihm erkundet: Deutschland, Holland, Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden und Luxemburg – und Luxemburg wurde ihm schließlich zur zweiten Heimat. 1963 erschien zum Jubiläum des 1000 jährigen Bestehens der Stadt Luxemburg ein Bildband (Text: Alex Jacoby), den Reischenböck mit Stadtsilhouetten in Filzstift auf Papier illustrierte.
In seinem Oeuvre wird uns das Gesehene und Erlebte, die Stadtveduten und Landschaften seiner Reisen offenbart, ebenso beschäftigten ihn Kreuz- und Mariendarstellungen über Jahre. Diese Themen setzte er graphisch und malerisch in seine eigene expressive Formensprache um. Die flächig mit einer Spachtel aufgetragene lasierte Ölfarbe auf Papier oder Pappe wirkt leicht und transparent. Durch die bewusst differenziert eingesetzte Farbigkeit entsteht seine charakteristische Bildsprache, die in manchen Arbeiten Anklänge an Egon Schiele aufweist. Eine Besonderheit sind seine ab den 60er Jahren entstandenen Bildteppiche und Wandbehänge. Die Stadtansichten wurden auf einen textilen Träger gestickt, um dann mit der Nähmaschine eine weitere Textur zu erhalten. Einige seiner gelungensten Motive sind der Stadt Linz gewidmet. Auch andere Techniken waren ihm nicht fremd: So entwarf er ein Mosaik für die Friedhofskapelle in Moutfort (Luxemburg) und 12 Glasfenster für das Kloster der Elisabethinen in Linz.
Seine Werke befinden sich im OÖ. Landesmuseum, in den Museen der Stadt Linz (Lentos Kunstmuseum, Nordico Stadtmuseum), in der Wiener Akademie der bildenden Künste, im Wien Museum sowie in unterschiedlichen Museen in Luxemburg und zahlreichen privaten Sammlungen verstreut in ganz Europa.
Mag.a Andrea Bina (Leitung Nordico Stadtmuseum Linz)