Oberösterreichisches Volksblatt
9.10.2007
Kronen Zeitung
10.10.2009
Was ist los
13.10.2007
Dr. Berthold Ecker zur Ausstellung:
Herbert Dimmel (1894 – 1980)
Wie kaum ein anderer hat Dimmel das Kunstgeschehen Oberösterreichs im 20. Jahrhundert über Generationen geprägt. Das Alterswerk ab 1965 ist in kunst-historischer Sicht besonders interessant, da es als Vorstufe für den Höhenflug der Graphik in den 80er Jahren gelten kann, wenn auch Dimmel keine Bindung an zeittypische Phänomene akzeptierte.
Demnach war Dimmel keiner, der modischen Erscheinungen hinterher lief. Im Gegenteil war er auf der Suche nach dem Überzeitlichen, nach den tiefen unbewussten Schichten des Lebens, nach dem Urgrund des Seins. Und trotz dieser willentlichen Zeitlosigkeit ist Dimmel in allen Schaffensphasen eben auch ein typischer Künstler seiner Zeit.
Den Zugang zur Kunst fand er während seiner 6-jährigen Kriegsgefangenschaft in Sibirien, durch die er existenzielle Not erlitt und in der Kunst ein Mittel „zur Verteidigung des Lebens“ erkannte.
Zurückgekehrt wurde er Schüler von Ferdinand Andri an der Wiener Akademie und übernahm dessen monumentale Figurenbildung und bodenständige Thematik. Andri verwirklichte mit der eigens gegründeten „Bauhütte Andri“ zahlreiche Monumentalaufträge, an denen Dimmel als einer der wichtigsten Schüler und später als Assistent maßgeblich mitwirkte. Ab 1938 wurde Herbert Dimmel Professor und leitete eine eigene Klasse für Malerei.
Von dieser ersten Schaffensphase blieb nicht viel erhalten, das Atelier wurde bei Kriegsende zerstört. Aus dem wenigen, das wir bis heute überliefert haben, ergibt sich das Bild eines typischen Vertreters der österreichischen Zwischenkriegskunst von eher konservativer Prägung mit Hang zur expressiven Formbildung.
Die 2. Werksphase beginnt mit der Rückkehr nach Oberösterreich, wo Dimmel rasch zu einem der wichtigsten Künstler wird und ab 1947 auch eine Professur an der neu gegründeten Linzer Kunstschule bekleidet. Zu dieser Zeit widmet er sich vornehmlich der Landschaft und dem Menschenbild. Einer seiner Apologeten, Herbert Lange, charakterisierte ihn: „Seine Kunst ist Mitteilung vom Menschen, über den Menschen für den Menschen. Seine Bilder sind wie Fenster, die aus dem flüchtigen Tag einen Blick auf das Gleichnis des Zeitlosen und der menschlichen Unwandelbarkeit frei geben.“
Parallel zu dieser Haltung geht die Zuwendung zu intimeren Formaten, wobei vor allem im Alterswerk große Mengen an Gouachen und Kohle-zeichnungen entstanden, die den Zenit im Schaffen Dimmels markieren. Aus diesem Abschnitt stammen die Werke der Ausstellung.
Der „neue Dimmel“ entwickelte seine Bildsprache ab 1954 indem er sich mit den großen Neuerern, besonders mit Picasso auseinandersetzt und über die optische Gegebenheiten der Gegenstände hinausgeht. Sichtbare Realität und emotionale Wahrnehmung werden nun auf der Suche nach den grundlegenden Konstanten der Menschheit zu einem wesenhaften Ganzen vereinigt.
Bedeutende Einflüsse kommen auch vom deutschen Expressionismus, besonders von Emil Nolde. In der Spätphase verarbeitet Herbert Dimmel auch die märchenhafte Phantastik von Chagall in sehr eigenständigen Anwendungen.