Verlon André (1917 – 1994)

“Gebirgslandschaft”

Aquarell und Collage auf Papier
rechts unten signiert
18 x 30 cm

Willy Verkauf-Verlon (* 6. März 1917 in Zürich; † 12. Februar 1994 in Wien), Künstlername André Verlon, war ein österreichischer bildender Künstler, Schriftsteller, Verleger und Publizist.

Willy Verkauf wurde als Sohn eines österreichischen, jüdischen Textiltechnikers und Buchhändlers am 6. März 1917 in Zürich geboren. 1921 übersiedelte die Familie nach Wien. Verkauf besuchte von 1927 bis 1931 eine Hauptschule in Wien und danach für ein Jahr die Handelsakademie Wien. Anschließend machte er eine Lehre zum Landschaftsgärtner. In Anbetracht des zunehmenden Antisemitismus wanderte er 1933 mit seinen Eltern nach Palästina aus.

„Am 30. Jänner 1933 wurde Hitler durch Hindenburg zum Reichskanzler bestellt. Ich habe selber erlebt, wie dies auf der Wiener Ringstraße von österreichischen Hakenkreuzlern mit frenetischem Jubel gefeiert wurde. Ich kam an diesem Abend bedrückt, aber zum Handeln entschlossen nach Hause. Beim Abendessen sagte ich: ‚Wir fahren nach Palästina‘. Mein Vater, der nach dem Pfundsturz seine Strickwarenfabrikation schließen hatte müssen und eben dabei war, mühsam wieder eine neue Existenz aufzubauen, sah mich erstaunt an.“ (Willy Verkauf-Verlon, Situationen. Eine autobiographische Wortcollage, Wien 1983, S. 15)

Zunächst als Landschaftsgärtner beschäftigt, folgten 1938 erste publizistische Arbeiten als Korrespondent für die in Moskau erscheinende Monatsschrift Das Wort sowie ein erster Gedichtband. Im selben Jahr heiratete er die gebürtige Litauerin Hanna Lipschitz (1917–1973). Beide wurden 1939 wegen Verdachts der Mitgliedschaft bei der illegalen Kommunistischen Partei Palästinas verhaftet und zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach der vorzeitigen Haftentlassung 1940 zogen sie von Tel Aviv nach Jerusalem. 1942 folgte die Gründung des „Verlag Willy Verkauf“. Verkauf sah seine Aufgabe als Verleger vor allem darin, den österreichischen Exil-Literaten Publikationsmöglichkeiten zu verschaffen. In seinem Verlag erschienen Werke von Max Brod, Franz Theodor Csokor, Arnold Zweig, Vicki Baum, u.v.m.

1946 kehrte Verkauf nach Wien zurück, wo er unter anderem bis 1948 die Zeitschrift Erbe und Zukunft herausgab. Außerdem war er Direktor des KPÖ-Parteiverlages Globus und veröffentlichte Zeitschriften wie Das Tagebuch und Die Bücherschau. Nach Zerwürfnissen mit der Parteiführung, verließ Verkauf der Verlag. Vor allem weil er Erbe und Zukunft nicht an den Globus-Verlag abgeben wollte, musste Verkauf, der im Juni 1947 aus der KPÖ ausgeschlossen wurde, auch die Zeitschrift einstellen.

Nach längeren Aufenthalten in der Schweiz und in Israel – Verkauf verfasste zu dieser Zeit das erste Standardwerk über den Dadaismus „Dada. Monographie einer Bewegung“ – lebte er ab 1958 wieder in Wien.

Seit 1954 beschäftigte sich Verkauf intensiv mit dem Dadaismus. In jenem Jahr lernte er im Künstlerdorf Ejn Hod den DADA-Mitbegründer Marcel Janco kennen, der ihm in weiterer Folge mit den Dadaisten Hans Richter und Richard Hülsenbeck bekannt machte.

Nach dieser Auseinandersetzung mit dem Dadaismus ist Willy Verkauf selbst auf der Suche nach einer visuellen Ausdrucksform. Im Jahr 1958 nimmt er, in Anlehnung an André Breton, den Künstlernamen André Verlon an und widmete sich ausschließlich der Kunst. Einflüsse der futuristischen Collagen Boccionis, der suprematistischen Malevitschs, sowie der „papier collés“ der Kubisten sind in Verlons Werken nach eigener Definition ebenso zu finden wie solche der Photomontagen Heartfields. Es sind politische Bilder voll brisanter Inhalte in einer experimentellen Gestaltung. Er gilt als Erfinder des Montage-Painting, einer Kombination aus Ölmalerei und Collage.

1961 war er bei der wegweisenden Ausstellung The Art of Assemblage im MoMA, New York neben Werken von Marcel Duchamp, Ernst und Oppenheim vertreten. Von 1961 bis 1971 hatte er sein Domizil und Atelier in Paris und lebte anschließend wieder vorwiegend in Wien.

Im Laufe seiner Karriere fanden weltweit über 70 Einzelausstellungen sowie dutzende Ausstellungsbeteiligungen mit seinen Werken statt. Eine letzte große Einzelausstellung erhielt er 1986 in der Österreichische Galerie Belvedere, Wien.

Seine Werke befinden sich heute u. a. in den Sammlungen des Belvedere, MuMoK, Collection des Beaux Arts de la Ville, Paris, Yad Vashem, Jerusalem, MoMA, New York, Tate Gallery, London.

Mit seiner dritten Frau stiftete er für antifaschistische österreichische Publizistik den Willy und Helga Verkauf-Verlon Preis, der vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes vergeben wird. Verkauf war auch von 1987 bis zu seinem Tode Vorsitzender der Theodor Kramer Gesellschaft, die wiederum den Theodor-Kramer-Preis verleiht. Ehrenmitglied der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs (Künstlerhaus), Mitglied des PEN-Clubs, Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um die Befreiung Österreichs und Mitglied des DÖW-Kuratoriums.

Verkauf ruht gemeinsam mit seiner Frau Helga in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof.