Rössing Karl (1897 – 1987)

“Pegasus und das Rad“
orig. Holzschnitt
rechts unten signiert , links unten bezeichnet, 1954
Abgebildet in: „Karl Rössing – Lichter und Schatten Seite 48“
Bildgröße: 17 x 24 cm

Karl Rössing (* 25. September 1897 in Gmunden, Österreich; † 19. August 1987 in Wels) war ein österreichischer Maler, Graphiker und Buchillustrator.
Rössing verarbeitete unter anderem Tendenzen des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit und nahm Anregungen aus Film und Literatur auf, als Hochschullehrer wirkte er in Essen, Berlin und Stuttgart.
Karl Rössing war ab 1922 mit der Malerin Erika Rössing, geb. Glöckner (1903–1977) verheiratet.
Er studierte von 1913 bis 1917 an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München, in dieser fand 1915 seine erste Ausstellung statt. Es folgten 1916 erste Veröffentlichungen von Arbeiten in „Die Furche“ und „Deutsche Studentenarbeit in Feld und Heimat“. Ein Jahr später entstand der erste Holzstich und er erhielt den ersten Illustrationsauftrag von Emil Kugler. Damit war sein künstlerischer Weg vorgezeichnet. Bei Illustration und Holzstich lag sein Schwerpunkt in den kommenden Jahren.
Nach dem 1. Weltkrieg ließ sich Rössing in Gmunden nieder. 1919 stellt er bei der Neuen Sezession in München aus, worauf Rainer Maria Rilke auf ihn aufmerksam wurde.
1921 wurde Karl Rössing nach Essen berufen. Er übernahm dort die Abteilung Buchgewerbe und Graphik. 1926 erhielt er den Titel eines Professors und wurde Leiter der Fachklasse für Buchgewerbe und Graphik.
Seine größten Erfolge als Illustrator fielen in die boomenden Nachkriegsjahre. Mitte der 1920er Jahre wendete er sich, als der Buchmarkt gesättigt schien, verstärkt der Malerei und Zeichnung zu. Er beteiligte sich an der legendären Ausstellung „Neue Sachlichkeit“ 1925 in Mannheim.
Die wichtigsten und nachhaltigsten Impulse verdankte er seiner ersten Romreise 1930. Erstmals nahm Rössing hier angesichts der Bauten aus verschiedenen Epochen bewusst das Nebeneinander und Ineinandergreifen der Zeiten wahr. Die Stadt inspirierte ihn dazu, künstlerische Ansätze konsequent weiterzuentwickeln. Italien blieb für Rössing zeitlebens seine „dritte Heimat“: 1932 weilte er wie Max Peiffer Watenphul und Wilhelm Schnarrenberger als Studiengast in der Villa Massimo in Rom. Von 1952 bis 1976 bereiste er das Land ein- bis zweimal jährlich für jeweils mehrere Wochen.
1931 kehrte das Ehepaar Rössing nach Linz zurück. Karl und Erika Rössing verbrachten immer wieder einige Wochen in Berlin und hatten die Absicht, sich dort so bald als möglich niederzulassen.
Rössings Leben in der NS-Zeit ist ein Spiegel der Widersprüchlichkeit dieser Zeit. 1937 beschlagnahmte man einige Illustrationen von ihm Außerdem wurde er in Wolfgang Willrichs berüchtigtem Buch Säuberung des Kunsttempels erwähnt. Im selben Jahr diffamierte ihn einer seiner Studenten.
1941 bereiste Rössing Kreta. Die Motive in Rössings Bildern kamen zum Großteil dem Regime entgegen: Landschaftsbilder sowie Bilder von historischen Themen, die ihn zeitlebens interessierten. Gleichzeitig versuchte er aber immer wieder erfolgreich, zeitkritische Graphiken wie die Blätter zum Tod zu veröffentlichen.
1944 wurde Rössings Wohnhaus bei einem Bombenangriff zerstört. Er verlor zahlreiche Arbeiten und unter anderem etwa 1800 Bücher. Daraufhin zog er mit seiner Frau nach Blankenburg im Harz, wo sein Bruder Wilhelm lebte.
Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte Rössing nach Blankenburg zurück, das kurz danach durch Angehörige der Roten Armee besetzt wurde. Er wurde Mitbegründer des Kulturbundes, Ortsgruppe Blankenburg, und Vorsitzender des Kunstkreises Blankenburg.
Die Jahre der NS-Zeit und unmittelbaren Nachkriegszeit wurden von ihm immer wieder in Briefen reflektiert. Diese gingen unter anderen an Alfred Kubin, den er über Emil Kugler kennengelernt hatte und mit dem er seit 1928 in Briefwechsel stand.
1947 wurde Karl Rössing an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart berufen und übernahm – Professor auf Lebenszeit – schließlich das gesamte Gebiet der Freien Graphik und Illustration. 1953 bis 1955 war er Rektor, 1955 bis 1957 Prorektor.
Er war Mitglied im Deutschen Künstlerbund, in der literarischen Vereinigung „Tisch der 13“, und unter anderem 1953 in Zürich Gründungsmitglied von „XYLON. Internationale Vereinigung der Holzschneider“, kurzzeitig auch Vizepräsident. In Österreich gehörte er gemeinsam mit seiner Frau Erika der Künstlervereinigung MAERZ an.
Um 1950 schloss Rössing das Holzstichwerk, unter anderem rund 70 Illustrationen und graphische Folgen, mit der Odyssee ab. Er wechselte zum Linolschnitt und knüpfte dabei stilistisch und inhaltlich an die Traumblätter (1930–1935) und die Begegnungen (1945/1946) an.
1960 ließ sich Karl Rössing auf eigenen Wunsch vorzeitig in den Ruhestand versetzen und übersiedelte mit seiner Frau nach Gauting bei München. Nach dem Tod seiner Frau, 1977, zog er weiter nach Österreich – nach Marchtrenk in die Griesmühle zu seiner Nichte.
Dem Kunstmarkt gegenüber verhielt er sich distanziert und stiftete sein Werk zum Großteil öffentlichen graphischen Sammlungen.

Auszeichnungen:
1962: Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste Stuttgart
1967: Ehrenmitglied der Freunde der Staatlichen Graphischen Sammlung, München
1985: Heinrich-Gleißner-Preis
1987: Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg