„Nervenkrampf“
12 Face Farce Fotos
Edition Hundertmark, Dezember 1970
nummeriert 20/95, handsigniert
Gerahmt jeweils ca. 80 x 110 cm
Arnulf Rainer wurde am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien geboren.
Rainer studierte von 1947 bis 1949 an der Staatsgewerbeschule in Villach. Im Anschluss war er für nur kurze Zeit Schüler an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst und an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Seine anfänglichen Arbeiten realisierte er im Stil des Phantastischen Realismus beziehungsweise des Abstrakten Realismus, den er sich von Ernst Fuchs, Anton Lehmden und Erik Brauer abschaute und für sich vereinnahmte. 1951 traf er in Paris auf die beiden Maler Jackson Pollock und Jean-Paul Riopelle, von denen er sich auf seiner Suche nach einem eigenen Kunstausdruck kurzzeitig beeinflussen ließ. Im gleichen Jahr begann er aber mit den für ihn bezeichnenden Übermalungen eigener und fremder Werke, ab 1953 mit seinen „Blindmalereien“.
In dieser Zeit machte er Erfahrungen mit Drogen und betrieb Studien in psychiatrischen Kliniken. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre übertrug er diese Übermalungen auf Photografien vom eigenen Körper und vom Gesicht, sie stellten zum Teil gestische verzerrte Portraits dar. Es entstanden die „Gesichtsübermalungen“. In seinen Performance-Werken ab dem Jahr 1958 übermalte er auch den eigenen Körper. Diese künstlerische Beschäftigung mit dem eigenen Körper ist verbunden mit einer Identitätssuche und der Erkundung der eigenen Körpersprache. Dabei kamen dann Werke mit Titeln wie zum Beispiel „Face Farces“ und „Body Poses“ zustande, die an Arbeiten des Wiener Aktionismus erinnern. Von den Übermalungen entstanden zahlreiche Variationen wie zum Beispiel expressive Fingermalerei oder große Kreuzserien.
Seit dem Jahr 1977 fand der Tod in der Motivik von Arnulf Rainer Beachtung und wurde zum zentralen Thema. Auch hierbei arbeitete er mit Übermalungen von Totenmasken, Mumien, Leichengesichtern und Darstellungen von Kreuzigungen. 1981 folgte er einer Berufung zum Professor an die Akademie der Bildenden Künste in Wien und wurde dort Leiter einer Meisterklasse für Malerei. Diese Lehr- und Forschungstätigkeit übte er bis zum Jahr 1995 aus. Zu seinen Ehrungen zählen unter anderem der Österreichische Staatspreis für Grafik, den er 1966 entgegennahm. 1978 wurde er mit dem Österreichischen Staatspreis für Malerei geehrt. 1981 zeichnete ihn die Stadt Frankfurt /M. mit dem Max-Beckmann-Preis aus. Im gleichen Jahr wurde er in die Akademie der Künste in Berlin aufgenommen. In den Jahren 1972, 1977 und 1982 präsentierte er auf der „documenta“ in Kassel seine Werke.
In den beiden Jahren 1978 und 1980 nahm er an der Biennale in Venedig teil und vertrat Österreich. Und 1993 wurde ein Rainer-Museum in New York eröffnet. Rainer beabsichtigte mit seinen Übermalungen, die Wiederherstellung des reinen Bildzustandes. Später interpretierte er sein künstlerisches Schaffen als Symbiose zwischen dem alten und neuen Zustand. In dieser Intention entstand beispielsweise das Werk „Der Hase im Freien“. Anlässlich seiner siebzigsten Geburtstages wurde der Künstler mit einer Retrospektive im Kunstforum Wien geehrt. In der Rückschau wurden rund 180 Exponate gezeigt. Sie umfasste sein surrealistisch-figuratives Frühwerk, die monochromen Schwarzbilder, die Übermalungen in den 50er Jahren, die Selbstdarstellungen „Face Farces“ und „Body Poses“ und weitere Werke bis zu seinen 1998 entstandenen Schleierbildern.
Im Jahr 2001 wurde die Einzelausstellung unter dem Titel „Übermalungen von Caspar David Friedrich“ in der Berliner Galerie Dittmar durchgeführt. Arnulf Rainer schuf die Übermalungen als eine eigene Kunstform und verlieh damit der europäischen Kunst neue Schwerpunkte. 2003 erhielt Rainer den Rhenus Kunstpreis als Auszeichnung für sein künstlerisches Gesamtwerk. Die Auszeichnung vergab das Mönchengladbacher Unternehmen Rhenus Lub als Stifter. Der Preis zählt zu den größten europäischen Kunstpreisen.
Arnulf Rainer lebt und arbeitet abwechselnd in Wien und auf Schloss Vornbach bei Passau.