„Frauenportrait“
Tusche und Feder auf Papier
links unten signiert und datiert 2003
30 x 21 cm
In den Blättern von Jungwirth dominiert die Farbe.
Anders gesagt: ihre Aquarelle bestehen aus nichts als Farbe.
Die Farbe ist ihr Alpha und Omega. Sie ist die Trägerin der Empfindung,
sie ruft sie herbei, bringt sie hervor, kann sie bewahren.
Die Farbe beschwört die Erinnerung, zitiert sie heran, verschmilzt mit ihr.
Die Farbe steht für die „20%-wahrnehmungsrest“, von denen Jungwirth einmal sprach.
(Wieland Schmied)
Seit mittlerweile über 60 Jahren setzt sich die Wiener Künstlerin mit Farben, Formen, Linien auseinander. Wesentlich ist immer sie selbst, die Künstlerin in ihrer Sensitivität und Körperlichkeit, die ausgehend von Impulsen und Materialien Erfahrungen und Erinnerungen transformiert und als Farben und Formen auf den Malgrund bannt.
Als Inspiration dienen ihr persönliche Begegnungen, politische Ereignisse oder Reisen. Charakteristisch für Jungwirths Werk ist eine Farbpalette von kräftigen, „fleischigen“ Pink- , Rot- und Rosatönen. Aber auch andere Farben füllen den Maluntergrund,
der zum Teil aus gefundenen oder gesammelten Kartonagen und Papieren besteht und neben den „Einschreibungen“ des künstlerischen Körpers seine eigene Geschichte erzählt.
Martha Jungwirth wurde 1940 in Wien geboren und studierte von 1956 bis 1963 an der Universität für Angewandten Kunst, wo sie in den Siebziger Jahren auch unterrichtete. Sie stellte zunächst mit der Wiener Künstlergruppe „Wirklichkeiten“ aus und wurde 1977 alleine zur documenta 6 in Kassel eingeladen.
Seit der von Albert Oehlen kuratieren Austellung im Essl Museum 2010, in der der Künstlerin ein eigener Raum gewidmet war, wuchs das internationale Interesse
an ihren Arbeiten. Es folgten u.a. eine Retrospektive in der Kunsthalle Krems 2014
und eine Einzelausstellung in der Albertina 2018.
2021 erhielt Martha Jungwirth den Großen Österreichischen Staatspreis für bildende Kunst.