Rumetshofer Adelheid (geb. 1976)

„Middle Dark-Blue“

Öl auf Leinwand
rückseitig signiert und datiert 2022
60 x 60 cm

O.T. – Aus der Werkserie „Liminals“

Öl auf Leinwand
rückseitig signiert und datiert 2021
30 x 30 cm

O.T. – Aus der Werkserie „Liminals“

Öl auf Leinwand
rückseitig signiert und datiert 2021
90 x 100 cm

Aquarell auf Büttenpapier
signiert und datiert 2020
9 x 18 cm

Mag.a art Adelheid Rumetshofer
Geboren 1976 in Freistadt, OÖ
Lebt und arbeitet in Linz

Studium Bildende Kunst – Malerei und Grafik an der Kunstuniversität Linz
bei Prof.in Ursula Hübner, Prof. Dietmar Brehm und Prof. Eric Ess

Freischaffend als Malerin tätig

Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, Kunst am Bau

Ihre Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen und Museen im In- und Ausland


Die Leinwand in den Arbeiten der Linzer Künstlerin Adelheid Rumetshofer (*1976) ist ein geruhsames Spannungsfeld, in dem Raum und Fläche ausgehend von Farbe kontinuierlich ihre wechselseitigen Abhängigkeiten erkunden. Far-
be, als medial bestimmender Faktor von Malerei, erhebt sich in ihren Werken zum formalen, als auch inhaltlichen Bedeutungsträger ohne ex-plizit semiotische Bedeutungen zu fixieren. Es folgt die Möglichkeit freier Assoziation und eine Abkehr von Begriffsgegensätzen wie Abstraktion und Gegenständlichkeit. Die Reduzierung formaler Mittel auf Farbe löst das Bild von jeder konkreten Zeichenhaftigkeit und lässt Bezugs- punkte zur Post-Painterly Abstraction und der Farbfeldmalerei der 1950/60er Jahre zu.
Bildliches Erleben bedeutet in den Arbeiten Rumetshofers immer das Bild als Farbe zu erleben. Die Bildfläche wird hierfür in unterschiedlichen, aufeinanderfolgenden Farbschichten bemalt. Nie vollständig monochrom setzen sich stets hellere oder dunklere Bereiche ab und geben den Ölgemälden variierende Gewichtungen durch feinste Abstufungen und Kontraste. Durch sich nie genau wiederholende Mischverhältnisse frei angerührter Farben und der jeweiligen Untermalungen wird jedes Bild trotz farblicher Verwandtschaft von individuellen Farbtönen
geprägt. Die einzelnen Farbschichten – für das Auge nicht von einander zu trennen – tragen, decken und durchdringen sich. Ähnlich semi-transparenter Folien ergänzen und verschränken sich die verschiedenen Bemalungen, wirken nicht als Isolierte Einheiten, sondern als verwobene Pigmentgeflechte. So schreibt sich die Qualität je-
der Farbe und Ebene in der jeweils nächsten fort und führt zu einer gemeinschaftlichen Bildeinheit, die in zahlreichen Nuancen und Wand-
lungen mit dem Ideal materieller Entrückung liebäugelt. Farbkompositorische Ballungen im Bild, begrenzt und entgrenzt von subtilen Übergängen, erzeugen so etwas wie einen Hauch von Raum. Die schichtende Vorgehensweise der
Künstlerin zeigt, dass selbst eine Leinwand, die davon absieht konkreten Raum zu visualisieren, Raum imaginieren kann.
Die im Farbfeld geschlossen und im Auftrag homogen erfasste Leinwand verhindert etwaige Farbstöße und vermeidet jede Form von Duktus.
Die Arbeiten Rumetshofers entziehen sich so einem Eindruck von Arbeit und unterschlagen jede malerische Performanz. Diese spezifische Malweise, die jeden expressiven Ausdruck leugnet, kündigt formal die Autorschaft der Künstlerin. Ohne den Versuch einer konkreten Bezugnahme auf die erfassbare Wirklichkeit oder dem Wunsch nach persönlicher, emotionaler Äußerung, rückt Rumetshofer als kunsttätiges Subjekt nahezu vollständig in den Hintergrund.
Die von der Künstlerin präsentierten Bildflächen konzentrieren die Betrachter:innen in ihrer Funktion als Rezipierende. Frei von einer konkret bedeutungstragenden Matrix, entfalten sie ihre ästhetische Dimension in der eigenständigen Betrachtung und fordern weniger gelesen und zerlesen, als einfach gesehen und angesehen zu
werden.
Niklas Koschel